Literarischer Giersch: Als- und Während-Konstruktionen

„Erst klingelt der Wecker, dann wache ich auf. Folglich: Als der Wecker klingelt, wache ich auf. Während ich zur Dusche gehe, gähne ich. Als ich die Dusche betrete, drehe ich den Hahn auf. Während das Wasser aus der Dusche läuft, seife ich mir die Haare ein. Als ich die Haare eingeseift habe, spüle ich sie aus. Während ich mir die Haare trockne, plane ich meinen Tag. Als ich aus der Dusche trete, ist auch der gutwilligste Leser endgültig entschlafen. Während ich glaubte, ein Meisterwerk zu schreiben, habe ich meine Leser verloren. Giersch ist allerorten und langweilig.“

Schöne Polemik von Hans Peter Roentgen nach dem Motto „Einfach schreiben“ – das lässt sich mal auf dem ersten, mal auf dem zweiten Worten betonen – beim >>>Syndikat, der Vereinigung deutschsprachiger Kriminalliteratur: „Wenn ich die erste Als-Konstruktion lese, weiß ich, dass sie unterirdisch weiterwuchert und sehr bald neue Triebe austreiben wird.“

Recht hat er. Das eine oder andere Mal fallen diese Konstruktionen in einem Buch nicht auf. Wenn sie sich aber häufen, wird der Text unlesbar – und furchtbar langsam.

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